Heute war ein großer Tag – für Familie Hörnchen, aber auch für mich. Der Umzug stand an, und ich war live dabei. Vor genau zwei Wochen durfte ich Lumis Babys zum ersten Mal sehen, vor einer Woche unternahmen die Kleinen die ersten Ausflüge außerhalb des Kobels und heute nun waren sie schon so fit, dass sie selbständig an der Hauswand kleben konnten, als hätten sie nie etwas anderes getan.
Doch der Reihe nach ...
Wir saßen kurz nach Sechs am Frühstückstisch als wir bemerkten, wie Lumi ausgiebig frühstückte. (Ich glaube, sie hat eine kleine Zirbelnuss-Sucht entwickelt. Diese Nüsse habe ich vor Kurzem für sie besorgt und sie kann gar nicht genug davon bekommen - obwohl man sie selbst knacken muss.) Dann plötzlich waren zwei Babys mit dabei und sie wirbelten über den Balkon. Ich hatte zunächst den Eindruck, Lumi wolle ihnen zeigen, was feste Nahrung sei, aber die Kleinen waren zu wuselig. Als dann noch Nummer Drei nach unten kam, war das Chaos perfekt.
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Schnell bemerkten wir, wie die Kleinen sich nun schon gut an den Holzmöbeln festhalten konnten, ein Wegrutschen war also kein Absturz mehr sondern nur ein Ausrutscher. Eine der vielen Krallen würde sie schon halten. Und eine Kralle reicht offenbar auch, um ein ganzes Eichhörnchen zu halten.
Was allerdings überhaupt noch nicht klappt, ist springen. Sie versuchten, Mama hinterher zu springen, plumpsten dann aber doch schnell wieder runter, weil sie noch nicht die Kraft für große Sprünge haben. Der Schwanz ist ja jetzt schon sehr viel buschiger als noch letzte Woche, aber er wird wohl auch noch nicht so recht zum Lenken taugen.
Lumi versuchte immer wieder, ein Hörnchen einzuwickeln – doch die Kleinen entwanden sich geschickt und flitzten davon.
Das Gewusel ging eine ganze Weile bis plötzlich Lumi und ein Baby einen Balkon tiefer wuselten. Und dann waren sie schon unten im Hof. Lumi lief voraus, wartete, kam notfalls zurück, beschnupperte das Kleine – und weiter ging’s. So fanden sie den Weg über Fahrräder, Gartenmöbel und Kirschbäume. Den Sprung vom Kirschbaum in die Douglasie schaffte das Kleine nicht: Es platschte in den Efeu darunter. Keineswegs beeindruckt davon wartete Lumi im Baum und das Kleine spurtete diesen hoch als sei nichts gewesen.
Hoch bis zum neuen Zuhause, einem - oder zwei Kobeln, die nun, noch höher als ihr Geburtskobel, an den Ästen einer Douglasie im Wind hin- und herschwanken.
Derweil war eines der Hörnchen hier oben wieder im Kobel verschwunden, nachdem es den Beiden lange nachgeblickt hatte. Das andere kletterte auf dem Balkon herum. Lumi kam zurück und das Gewusel begann erneut.
Es war sehr bewegend und interessant für mich zu sehen, wie liebevoll sie mit den Kleinen umging. Diese suchten die Nähe der Mutter. Sie schleckten ihr ums Maul, eines verwuschelte ihr den ganzen Kopf mit den Krallenpfötchen und sie ließ es geduldig geschehen. Es sah für mich so aus, als würde sie die Kinder so beruhigen. Es dauerte eine ganze Weile bis sie das nächste Hörnchen soweit hatte, dass es ihr folgt. Als die beiden dann oben im Baum angekommen waren, konnten wir aus der Ferne erkennen, wie die Kleinen sofort den bekannten Baumtanz vollführten und den Stamm umrundeten. Es ging ganz hoch hinauf im bestimmt 25 Meter hohen Baum.
Hörnchen Beruhigung?
Hörnchen Nummer Drei war unterdessen weiter auf dem Balkon aktiv. Wenn ich mich nicht irre, war es das Hörnchen, das wir aus dem Keller gerettet haben. Es macht einen selbstbewussten Eindruck, klettert und springt schon ziemlich sicher. Es flitze nämlich auch die metallene Fensterbank entlang, die unsere Zimmer verbindet: Vom Balkon aus zu dem geöffneten Fenster, von dem aus ich das Ganze beobachtete. Mehrmals war es kurz davor, in mein Zimmer zu spazieren. Zum Glück blieb uns dieser Stress erspart, obwohl ich es natürlich auch schon gern hier oben behalten hätte, so insgeheim ... Stattdessen aber rutschte es vor lauter Schwung vom Metall ab und rücklings Richtung Hof. Sofort konnte ich aber die Krallen auf dem Putz hören und als ich schauen konnte, saß es schon wieder auf dem Balkon. Aber hallo, was für eine Entwicklung in nur einer Woche!
Auf dem Tisch interessierte es sich wie Mama für die Zirbelnüsse. Die müssen mega gut riechen. Und auch für die Apfelstückchen interessierte es sich. Hier probierte es sogar und diese schienen ihm zu schmecken. Vielleicht kommt es diesbezüglich ganz nach seinem Papa, Mini. Der liebt Äpfel auch über alles.
Lumi versuchte mehrfach, ihr Kind dazu zu bringen, ihr zu folgen, aber das wollte erst Kuscheln und dann wieder Klettern. Zwischenzeitlich nahm sich Lumi ein Stück neuen Schafwollfilz, den ich zwischenzeitlich rausgestellt hatte, rollte ihn zusammen, brachte ihn in den Baum und kam wieder. Und dann ging das Klettern, Schnuppern, Kuscheln weiter, solange bis sie auch Hörnchen Nummer Drei in den Hof und letztendlich in den Baum gelenkt hatte.
Puh! Ich musste zwar nix machen, habe aber glaube ich die halbe Zeit die Luft angehalten und gehofft, dass alles gut geht. Ich rechne es Nummer Drei hoch an, dass es ihm hier so gut gefällt und hoffe schon mal, dass es bald wieder den Weg hoch zu uns finden wird - wie hoffentlich auch die anderen beiden Mini-Hörnchen.
Lumi war recht schnell wieder da, um ausgiebig zu fressen. Die drei Stunden Konzentration haben sie bestimmt auch geschlaucht. Im Anschluß hat sie nach und nach die von mir herausgelegten Filzstückchen abgeholt und in das neue Zuhause der Familie gebracht. Natürlich habe ich gleich Nachschub bestellt, schließlich soll es die nächsten Tage nochmal sehr kalt werden nachts.
Zeitlich passt das alles wunderbar zu dem, was man über Eichhörnchen lernen kann: Mit sieben bis acht Wochen steht häufig ein Umzug an. Dann trägt die Mutter die Kinder in ihr neues Zuhause. Gut, unsere mussten selbst Laufen und Klettern, aber sonst passt es. Heute habe ich gesehen, wie fit die Hörnchen in der letzten Woche geworden sind und das hat mich wirklich beeindruckt. Denn soooo viel haben sie jetzt hier nicht auf dem Balkon trainiert. Vielleicht haben sie es aber auch im Schutz der Dunkelheit gemacht, so dass es vor uns verborgen blieb.
Lumi mit zwei ihrer Kinder
Ich bin so erleichtert, dass die Hörnchen jetzt in die nächste Stufe des Hörnchenlebens geklettert sind und wir nicht mehr jede Minute mit einem Notfall rechnen müssen. Das war letzte Woche schon sehr, sehr aufregend.
Natürlich kann jetzt immer noch alles mögliche passieren. Immerhin ist ihr neues Zuhause nun statt 12 gleich 25 Meter hoch und doch sehr viel luftiger als das, was sie bisher kannten. Und all die natürlichen Gefahren sind ihnen nun viel näher.
Ich hoffe sehr, dass wir sie beobachten und auch bald auf dem Balkon begrüßen können. Was für ein Erlebnis, denn letztendlich habe ich die Tage der Balz und nun auch das Selbständigwerden der Kleinen beobachten dürfen. Lumi hat offenbar so viel Vertrauen zu uns, dass sie das alles mit uns geteilt hat.