Der Moment ist jetzt

Vor sechs Tagen brachte Lumi ihre zwei Kinder wieder zurück auf unseren Balkon. Sie überließ ihnen den Kobel, in dem sie nach dem Auszug der Kinder für etwas mehr als zwei Wochen allein gewohnt hatte. Schnell war zu sehen, das eines der kleinen Hörnchen große Probleme hatte. Das Kleine mit dem fluffigsten Fell und dem größten Appetit schonte den linken Hinterlauf und schien auch eine Schwellung an der linken Gesichtshälfte zu haben. Es konnte kaum aufrecht sitzen wenn es versuchte, Apfelstückchen oder Nüsse mit den Vorderpfoten zu halten. Es schien ansonsten zufrieden.

Ich nehme an, es handelt sich um das Eichhörnchen, das als letztes in den Baum umgezogen ist. Es war lange hier auf dem Balkon geblieben, hatte versucht, Nüsse zu knacken und Äpfel zu fressen. Mama Lumi musste viel Geduld mit ihm haben. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es sich um ein Männchen handelt und so haben wir ihm den Namen Alfi gegeben.

(Alle Bilder können per Klick vergrößert werden.)

Alfi ist seit seiner Rückkehr hier oben geblieben. Sein Bruder, wir nennen ihn Bart – damit ist unser ABC komplett: Alfi, Bart und Charlie - verhält sich ganz anders. Ich bin mir nicht mal sicher, dass er hier oben schläft. Schon mehrmals war auf der Kamera zu erkennen, dass er vermutlich sehr früh in den Kobel zurückkehrte. Kurz vor Ankunft von Mama Lumi. Alfi, so war zu sehen, kam freudig aus dem Kobel geklettert, um seinen Bruder zu begrüßen. Dieser klettert auch ab und an auf dem Balkon rum, buddelt Nüsse aus und wieder ein und knabbert an Pflanzen. Er greift - anders als sein Bruder - nur selten am Buffet zu. Er scheint häufiger unten im Hof zu sein.

Welche Rolle Lumi in diesen Tagen für die Kinder spielt, kann ich schwer sagen. Sie kommt morgens kurz nach Sonnenaufgang, frisst etwas und geht dann in den Kobel. Nicht lange genug, um die Kinder zu säugen. Im Anschluss frisst sie Nüsse und trinkt Wasser. Sollte ein Hörnchen in diesem Zeitraum aus dem Kobel kommen, wird es sofort mit einem Sprung in dessen Richtung und unter lautstarker Quietscherei zurück in den Kobel gedrängt. Dabei möchten sie ihr so gern alles nachmachen. Sogar das Geweih wird bekaut 🥹. Lumi kommt noch zwei oder drei Mal über den Tag verteilt, um zu fressen. Dabei nimmt sie keine Notiz von den Jungen. Sollten diese sich zeigen, werden sie abgewiesen aber nicht völlig verdrängt. Oft nimmt sie sich daraufhin folgend eine Nuss und verschwindet. Was auffällig ist: Sie verbuddelt wieder Nüsse, Haselnüsse vor allem. Für die Kinder?

Ich frage mich immer noch, warum sie die Kinder zurückgebracht hat. Es scheint schon so, dass ihr der eigene Komfort fehlt, den sie so lange und ausgiebig genossen hat. Gleichzeitig ist sie viel aufmerksamer und schneller unterwegs als noch vor einer Woche. Es ist auch viel los im Hof: Menschen, Hunde, Tauben, Krähen und Eichelhäher. Und das sind nur die Dinge, die ich wahrnehme... Vielleicht hat der Baum-Kobel nicht mehr gehalten, vielleicht brauchte Alfi aber auch eine Pause und ein bisschen mehr Futter.

Alfi haben die letzten Tage sehr gut getan. Anfangs war er fast den ganzen Tag im Kobel und kam nur kurz zum Fressen raus. Auf den Tipp von c-pra hin haben wir ein paar Weidenzweige organisiert. Einerseits ist Weide ziemlich gesund für kränkelnde Hörnchen und andererseits kann man an ihr gut klettern (üben). Er hat sie gut angenommen und jetzt viel Spaß, daran zu knabbern und zu klettern.

Im Laufe der letzten Tage ist seine Backe wieder etwas abgeschwollen. Ich meine, die Wunde ist am Verheilen. Und das Pfötchen scheint auch wieder zu funktionieren. Jedenfalls war er heute so aktiv, wie noch nie und es gab kein Halten mehr für das kleine Fellbündel.

Ich habe ein paar Momente mit Alfi im folgenden Film zusammengeschnitten. Ich denke, es wird deutlich, wie gut er sich entwickelt hat.

Alfi kam mit einem verletzten Hinterlauf und einer dicken Backe (vielleicht ein Abszess) zu uns auf den Balkon. Er schonte sich, verbrachte viel Zeit im Kobel und futterte sich durch das Buffet. Nach ein paar Tagen begann er wieder zu springen und zu buddeln. Es ist so schön anzusehen.

Während ich den quirlig-leichten Momenten zusehe, merke ich, die Hörnchen hier so hautnah erleben zu dürfen, zwingt mich zur Akzeptanz des ewigen Wandels. (Spoiler: Nicht meine Stärke.) Ich möchte das alles - ein großes Geschenk - festhalten und weiß doch, wichtig ist es, das jetzt aufzusaugen und sich dran zu erfreuen. Wer weiß, wie es mit den Dreien weitergeht.

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