Auf und Ab

Achtung, nicht alle Hörnchen sind mehr bei uns hier oben. Wer das gerade nicht braucht, sollte vielleicht nicht weiterlesen.

Die letzten drei Tage in denen die Mini-Hörnchen ihren Radius erweitert haben, gehören zu den aufregendsten meines Lebens. Die Berg- und Talfahrt der Gefühle, die sich bei der Beobachtung der Hörnchen einstellt, ist selbst für jemanden mit ADHS eine Herausforderung. Absolut überwältigte Dankbarkeit ob der Schönheit und Unschuld der kleinen Racker und extreme Sorge um ihr Wohlergehen haben im Minutentakt gewechselt. Und ja, alle sagen: Das ist die Natur und ja, das stimmt.

Waren wir zunächst von zwei Babys ausgegangen, erhöhte sich die Zahl der Mini-Nasen, die wir beobachten konnten gestern sogar auf vier. Gestern mittag allerdings stürzte auch schon das erste Hörnchen in den Hof. Es war die Wand bis unters Dach hochgeklettert und dann immer weiter in Richtung Nachbarhaus. Dann wollte es eine Pause machen, leider auf der metallenen Regenrinne. Mit einem riesigen Satz und gekonntem Hörnchen-Segeln landete es unten im Gras. Von dort aus spurtete es dann so schnell es konnte durch ein geöffnetes Kellerfenster. Das konnte ich gerade noch sehen, als ich im Hof ankam. Ich kontaktierte den Eichhörnchen Notruf. Die Idee war, den Keller zu durchsuchen und das Hörnchen zu finden. Also eben mal die Menschenscheu beiseite gepackt und Nachbarn mit Schlüsseln gefunden. Leider hat sich das Hörnchen nicht gezeigt. Heute Vormittag haben wir dann eine Lebendfalle inkl. Wasser und einem Kernemix im Keller platziert. Vielleicht ist das Hörnchen aber auch im Hof ...

Nicht viel später hing dann gestern das nächste Hörnchen piepsend an der Wand. Dieses rettete sich auf einen Nistkasten und wartete dort zwei Stunden auf Mama. Diese allerdings musste sich erst mal stärken bevor sie sich das Hörnchen schnappte, einrollte und in den Kobel steckte. Puh!

Heute nun war Frühsport angesagt, denn schon vor Sechs waren Mama und Baby schon auf dem Balkon und sie zeigte dem Kleinen, wie man die Leiter runter- und wieder hochkommt. Außerdem anwesend waren Mini und ein neues erwachsenes Hörnchen, das ich zuvor noch nie hier gesehen habe. Die beiden kämpften um Lumis Aufmerksamkeit und ließen sich nicht wirklich von ihr vertreiben. Sie zog sich dann mit den Kindern in den Kobel zurück.

Irgendwann muss sie aber in den Hof sein. Als sie mittags wiederkam durften die drei Hörnchen ausgiebig üben, auf den Balkon und wieder zurück zu kommen. Es war so unfassbar ergreifend, mitanzusehen, wie sie übereinander, miteinander und allein ihre ersten Versuche machten und Mama sie immer wieder einkassierte. Ich konnte viele Bilder machen, die ich aber erst mal sichten muss ... Mein Herz schwappte über. Natürlich wurden sie auch immer munterer und unbesorgter, so dass Lumi zu tun hatte, sie zu bewachen. Oft hatte sie ein Hörnchen im Maul, während sie den beiden anderen hinterher kletterte um sie zu lenken. In einem dieser Momente muss dann auch ein Hörnchen danebengetreten haben. Jedenfalls war Lumi plötzlich sehr aufgeregt und suchte und fiepte. Als ich nach unten schaute, sah ich ein kleines Hörnchen unten auf dem Weg. Dieses bewegte sich zunächst entlang der Hauswand. Beschloss dann aber, unterstützt durch den Tiefflug einer Krähe, am gegenüberliegenden Haus hochzuklettern und dort an der Wand kleben zu bleiben. Dank Holger vom Eichhörnchen Notruf konnte ich einen Lockruf für Mama abspielen, das hat aber bisher nix gebracht. Das Hörnchen muss nach einer Stunde aufgeben haben. Es scheint nicht abgestürzt zu sein, hoffentlich ist es runtergeklettert. Wir werden nach beiden Hörnchen weiter Ausschau halten und hoffen, dass sie sich an Menschen wenden können.

Was für Tage! Und Lumi? Sie hat ehrlich zu tun, die Kleinen zu schnappen, und zu lenken. Die sind so unfassbar kräftig und fidel, dass sie kaum zu bändigen sind. Hat Mama sie einmal in den Kobel gesteckt, sind sie auch schon wieder draußen. Und wollen nicht(!) zurück. Und man kann sehen, wie viel Kraft sie dafür braucht. Sie muss öfter innehalten, bevor sie weitermachen kann.

Ich habe viel gelernt, was das echte Leben der Hörnchen angeht und bin irgendwie auch geschafft, obwohl ich gar nicht so viel arbeiten musste wie Lumi. Das ist eben nicht so süß wie die Hörnchen selbst. Was mich wirklich erstaunt hat, ist dass sie nicht runterklettert um die Babys wieder zu fischen.

Und drückt mal die Daumen, dass die Kleinen da unten noch ihren Weg machen und die anderen beiden ganz schnell ganz toll klettern lernen!